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„Power in der ‚Provinz‘!“ titelte ein Aushang zum Lesbenpfingsttreffen 1988 in Münster. Gezielt wurde hier mit dem Gegensatz von Metropole und Provinz gespielt. Wo viele die Stadt als einen Ort der Freiheit sahen, schien das Leben auf dem Land im Gegensatz dazu kleiner, kontrollierter und eingeschränkter.

„Ich wollte früher immer raus. In die Stadt. Aber jetzt will ich es doch nicht mehr. Hier kann ich selbständig arbeiten, ohne daß mir einer reinredet […] hier [gibt es] noch viele kleine Geschäfte“.
– EMMA (1978) H. 11

Vorteile der ‚Provinz‘ gegenüber der (Groß-)Stadt

  • Stärkerer Zusammenhalt von sozialen Gruppen (Integration).
  • In den zumeist kleineren Gruppen jenseits der Großstädte lassen sich Themen und Interessen eher bündeln und Aktionen gezielter durchführen.
  • Das Gemeinschaftsgefühl in kleinstädtischen Gruppen lässt sich aufgrund von mitunter langjährigen gemeinsamen Erfahrungen möglicherweise besser ausbilden als in städtischen Gruppen mit unterschiedlichen Teilnehmenden.
  • Das Land ist für Städter*innen auch häufig ein Sehnsuchtsort eines naturverbundenen Lebens.

Nachteile des Landlebens

  • Offene Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen, die sich nicht anpassen, sondern outen.
  • Druck, einen typisch heteronormativen Lebensentwurf leben zu müssen
  • Starke Stellung der Kirchen, die sich mit Homosexualität schwertun.
  • Geringere Berufschancen, da es weniger Auswahl gibt und das soziale Umfeld möglicherweise wenig Erfahrungen mit Diversität besitzt.

Viele Mitglieder der Queeren Community zog es in die Stadt, in der Hoffnung auf ein unabhängigeres Leben, ohne die eigene Sexualität verstecken zu müssen. Doch wer in der Stadt ankam merkte schnell, dass sie nicht nur Vorteile mit sich brachte. Gewalt, Ausgrenzung und Einsamkeit gab es auch hier.

Vorteile der (Groß-)Stadt

  • Die Stadt bietet eine gewisse Anonymität, in der man
  • sich ausprobieren und leben kann, ohne sich dem Urteil von außen stellen zu müssen.
  • Viele Städte, vor allem mit Hochschulen, bildeten schon früh ‚queere spaces‘ aus.
  • Städte gelten aufgrund der zumeist größeren Vielfalt ihrer Bewohner*innen als Experimentierraum für neue Lebensentwürfe.

Nachteile der (Groß-)Stadt

  • Die Anonymität der Städte kann ängstigen und abschrecken: das Bild von Großstädten ist häufig mit Vorstellungen von Gewalt, Kriminalität und lediglich flüchtigen sexuellen Begegnungen verbunden.
  • In Städten ist es nicht einfach, in neuen sozialen Räumen und Milieus Anschluss zu finden.
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