Die „Homosexuellen Frauen Münster“ (HFM)
Anne Henscheid, eine von nur zwei Frauen, die im April 1972 die erste Homosexuellen-Demonstration in Münster mitorganisiert hatte, schrieb im März 1973 diese Zeilen. Sie sah in der Zusammenarbeit mit schwulen Aktivisten keine Zukunft mehr für Lesben. Anfang November gründete sie zusammen mit Mona Setter und vier weiteren lesbischen Frauen die Gruppe‚Homosexuelle Frauen Münster‘ (HFM).
Politische Arbeitsgemeinschaften und attraktive Freizeitaktivitäten ließen die Gruppe schnell wachsen. Zusammen mit einer feministischen Frauengruppe kam schließlich der Gedanke auf, gemeinsam Räumlichkeiten für ein „Kommunikationszentrum“ anzumieten. Im Oktober 1974 konnte das erste Frauen-[und Lesben-]Zentrum in Münster – in der Magdalenenstrasse 9 – eröffnet werden.
Knapp zwei Jahre bot das Zentrum lesbischen Frauen einen offenen und zugleich geschützten Raum und der HFM die Gelegenheit, ihre Aktivitäten – auch weit über Münster hinaus – auszubauen. So entstand 1975 die Idee, ein „überregionales, bundesweites Informationsmedium für Lesbengruppen und Einzelpersonen“ zu initiieren. Daneben fanden seit 1973 jährlich stattfindende bundesweite Treffen statt. Zunächst nur in Berlin – von der dortigen Frauengruppe der Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW) organisiert; ab Oktober 1975 auch von der HFM in Münster veranstaltet.
Eine der spektakulärsten Aktionen der HFM fand im Gerichtssaal statt: Im Juli 1975 hatte die münstersche Stadtverwaltung der HFM die Aufstellung eines Informationsstandes in der Fußgängerzone untersagt. Begründung: Die „Ansichten und Ziele“ der homosexuellen Frauen würden das allgemeine „Interesse in der Bevölkerung weder finden noch verdienen“. Den daraufhin von der HFM geführten Prozess gegen die Stadt Münster gewann die Gruppe – wenngleich erst drei Jahre später. 1976 kam es nach dem notwendig gewordenen Umzug des Frauenzentrums auch in der HFM zu [generationellen] Veränderungen in der HFM.
Interview mit einer Protagonistin der Lesbenbewegung aus den 1970er Jahren in Münster (Beitrag in Radio DonnaWettert vom 8.5.1996):
Übersicht
Vorstellung und Navigation durch die Ausstellung
Heteronormativität – Eine Irritation zum Einstieg
Historische Orientierung zu den 1970er bis 1990er Jahren
Verschnarchte Provinz vs. Coole Stadt?
Die Homophile Studentengruppe Münster (HSM)
Die Gruppe Homosexuelle Frauen Münster (HFM)
Anne Henscheid – Eine Pionierin des lesbischen Aktivismus in Münster
Konflikte, Identitäten und Fraktionsbildung innerhalb der Bewegung
Homosexualität, Queerness und Kirche
Biographische Einblicke in queere Lebensgeschichten
Zu dieser Ausstellung als Teil einer queeren Geschichte der Stadt